Sie schlief jede Nacht neben ihrer Schlange… und erst der Arzt erklärte ihr, was das bedeutete

Seit ihrer Kindheit hatte Lisa eine seltsame Zuneigung zu Tieren. Während andere Kinder ihre Eltern um ein Kätzchen oder einen Welpen baten, träumte sie von einer Schlange. Sie fand, dass diese Tiere geheimnisvoll und weise waren, als wüssten sie mehr als Menschen. Ihre Eltern winkten ab: „Was für eine Schlange? Du bist verrückt!“ Aber eines Tages sah ihr Vater zufällig eine Anzeige: Ein Bekannter verkaufte eine junge Python.

Und Lisa hatte gewonnen. Das Haustier, das das Mädchen Sam nannte, zog in ihr Haus ein.

Zuerst waren ihre Eltern entsetzt. Das riesige Terrarium nahm die Hälfte des Zimmers ein, und Sam selbst wuchs sehr schnell. Aber Lisa kümmerte sich so liebevoll um ihn, dass niemand es wagte, ihr ihren Freund wegzunehmen. Sie fütterte ihn, putzte das Glas und sprach mit ihm wie mit einem lebenden Menschen.

Das Seltsamste begann später: Lisa nahm die Schlange mit ins Bett. Ihre Eltern schimpften zunächst, gaben dann aber auf. Schließlich war die Schlange still, ruhig, sogar liebevoll – wenn man das von einem solchen Wesen überhaupt sagen kann. Lisa schlief an die kalten Schuppen gekuschelt ein und erzählte ihren Freunden in der Schule:
„Ich habe den besten Freund, und er wird mich nie verraten.“

Die Nachbarn schüttelten nur den Kopf. „Das ist nicht normal“, flüsterten sie. „Das wird irgendwann böse enden …“ Aber Lisa glaubte weiterhin, dass sie und Sam eine besondere Verbindung hatten.

Die Jahre vergingen. Python wuchs zu einer riesigen Schlange heran, die über zwei Meter lang war. Manchmal wachten die Eltern nachts auf und schauten in das Zimmer ihrer Tochter. Das Bild wiederholte sich immer wieder: Das Mädchen schlief, und neben ihr lag die Schlange ausgestreckt – ihr Kopf neben ihrem Gesicht, ihr Schwanz neben ihren Füßen. Es sah aus, als würde sie ihre Größe ausprobieren.

„Das ist beängstigend“, sagte der Vater leise.
„Aber er liebt sie“, antwortete die Mutter.

Nur Lisa versicherte lachend:
„Er ist immer bei mir, er beschützt mich.“

Eines Tages bemerkten sie, dass die Python nichts mehr fraß. Früher verschlang sie Kaninchen oder Hühner innerhalb von Sekunden, doch nun verweigerte sie wochenlang die Nahrungsaufnahme. Lisa machte sich Sorgen: Sie streichelte sie, flüsterte ihr zu und bat sie zu fressen. Doch Sam streckte sich nur neben ihr aus, still und regungslos, als würde sie auf etwas warten.

Die Eltern bekamen Angst und brachten die Schlange zum Tierarzt. Der Arzt untersuchte das Tier sorgfältig und stellte Fragen: Wo lebt es, wie schläft es, was frisst es, gibt es Veränderungen in seinem Verhalten? Und plötzlich wurde sein Gesicht ernst.

„Hören Sie“, sagte er zu den Eltern, „Sie müssen Ihr Kind sofort von dieser Schlange isolieren.“

„Aber er hat sie nie angefasst!“, empörte sich die Mutter. „Sie ist doch wie ein Haustier …“

Der Arzt seufzte schwer:
„Genau das ist beunruhigend. Die Schlange hat nicht aufgehört zu fressen, weil sie krank ist. Sie streckt sich neben Ihrer Tochter aus, misst ihre Größe und hält sich hungrig, um Platz zu schaffen. Sie bereitet sich darauf vor, sie eines Tages ganz zu verschlingen.

Die Mutter wurde blass. Der Vater glaubte es zunächst nicht:
„Machen Sie Witze?“

„Das ist kein Witz“, antwortete der Arzt kühl. „Ich habe ähnliche Fälle gesehen. Das ist Instinkt. Sie spielen mit dem Feuer.“

Als sie nach Hause kamen, verboten die Eltern Lisa zum ersten Mal, mit der Schlange zu schlafen. Das Mädchen schrie, dass sie sich das alles ausgedacht hätten, dass ihr Freund ihr niemals etwas antun würde. Sie weinte, flehte und versuchte sogar, sich nachts zum Terrarium zu schleichen.

Aber die Angst der Eltern war stärker. Das Terrarium wurde in die Garage gebracht, und die Familie suchte nach einem Ort, wo sie das gefährliche Haustier unterbringen konnten.

Lisa zog sich zurück. In der Schule begannen die anderen über sie zu tuscheln: „Das ist das Mädchen mit der Schlange, die sie fressen wollte …“ Sie fühlte sich verraten, als hätte man ihr ihren einzigen Freund weggenommen.

Aber nachts hatte sie seltsame Träume. Als läge sie wieder neben Sam und er würde ihr direkt in die Augen schauen. In diesen Träumen gab es keine Angst – nur ein seltsames Gefühl von Wärme und einer Verbindung, die nicht zerbrochen werden konnte.

Die Nachbarn diskutierten noch lange über diese Geschichte. Die einen waren der Meinung, dass die Eltern rechtzeitig alles verstanden und das Kind gerettet hatten. Die anderen versicherten: „Ach, kommt schon! Er hätte ihr niemals etwas getan. Das sind nur Märchen, um Angst zu machen.“

Und Lisa wurde erwachsen. Sie hielt keine Schlangen mehr. Aber jedes Mal, wenn sie im Zoo eine Python sah, stieg in ihrem Herzen ein vertrautes Gefühl auf – eine Mischung aus Angst und Sehnsucht.

Und nur sie allein wusste: Tief in ihrem Inneren vermisste sie nachts immer noch das Wesen, das leise neben ihr atmete und dem sie mehr vertraute als den Menschen.

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