Sie bereitete das Abendessen zu.
Der Geruch von gebratenem Zwiebeln und Gewürzen erfüllte die Küche, das Radio spielte leise, hinter dem Fenster ging die Sonne unter.
Ein gewöhnlicher Abend – nichts deutete auf Unheil hin.
Er saß im Wohnzimmer, blätterte durch den Feed auf seinem Handy, brummte, lächelte.
Sie warf einen kurzen Blick auf ihn – und plötzlich spürte sie, dass etwas mit diesem Lächeln nicht stimmte.
Das Telefon klingelte.
Er schaute auf den Bildschirm, wurde blass und stand schnell auf.
„Einen Moment, ich gehe ran“, sagte er und ging ins Schlafzimmer.
Die Minuten vergingen.
Sie rührte das Essen um und lauschte den gedämpften Stimmen hinter der Wand.
„Nein, nicht jetzt … Ich habe gesagt, ich kümmere mich darum …“ Seine Stimme klang dumpf und vorsichtig.
Etwas an ihm war fremd.
Es war, als würde nicht er sprechen, sondern jemand anderes.
Sie ging zur Tür, öffnete sie vorsichtig – aber das Zimmer war leer.
Das Telefon lag auf dem Tisch.
Auf dem Display stand eine neue Nachricht: „Du hast deine Wahl getroffen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“
Sie ließ den Löffel fallen.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Sie sah sich um – die Jacke war verschwunden, die Schlüssel waren weg, die Eingangstür stand offen.
Sie rief ihn den ganzen Abend lang an.
Das Telefon blieb stumm.
Drei Stunden vergingen, dann sechs. Die Nacht verging in Erwartung und Angst.
Im Morgengrauen klingelte es an der Tür.
Auf der Schwelle stand ein Polizist.
In seinen Händen hielt er seine Brieftasche und sein Telefon.
Er sprach leise, als hätte er Angst, die Stille endgültig zu zerstören:
„Ihr Mann … wurde von einem Auto angefahren. Er hat versucht, die Straße in der Nähe der alten Brücke zu überqueren. Wir glauben, dass es kein Zufall war.“
Sie erstarrte.
Die Welt verstummte.
Alles in ihr erstarrte wie zerbrochenes Glas.
Auf seinem Telefon war nur noch eine letzte Aufzeichnung zu sehen – ein Anruf ohne Namen und ein kurzes Video:
Die Kamera des Telefons wackelte, und man konnte sehen, wie er in den Himmel schaute und flüsterte:
„Verzeih mir …“
Manchmal geht ein Mensch nur für eine Minute hinaus – und ist für immer fort.
