Die Hitze war klebrig wie Watte. Die Luft flimmerte über dem Asphalt, über den Feldern, über der alten Schule mit der abgeplatzten Fassade. Mark ging auf dem Pfad hinter dem Fluss nach Hause, als er sie sah – die Schlange.
Sie lag zwischen den Steinen, verdreht, mit zerquetschtem Schwanz. Jemand hatte wohl einen Stein nach ihr geworfen.
Er hockte sich hin. Sie atmete – kaum merklich. In ihren Augen war kein Zorn, nur das, was er selbst fühlte, wenn ihn die Älteren schlugen – Hilflosigkeit und leise Angst. Er zog sein Hemd aus, wickelte sie vorsichtig darin ein, damit sie ihn nicht biss, und trug sie nach Hause.
Seine Mutter schrie, als sie sie sah.
– Bist du verrückt geworden?! Das ist doch eine Schlange!
– Sie ist verletzt, – antwortete Mark ruhig. – Man kann sie heilen.
Er fand im Schuppen einen alten Vogelkäfig, legte ein nasses Tuch und eine Schale mit Wasser hinein. Die Schlange bewegte sich nicht.
Ein paar Tage lang verließ er das Haus kaum – er saß nur neben ihr und hörte zu, wie sie leise über das Drahtgitter raschelte.
Nach einer Woche kam sie wieder zu Kräften. Sie begann sich zu bewegen – langsam, vorsichtig. Er fütterte sie mit Fröschen, die er vom Teich holte, und sprach abends mit ihr wie mit einem lebendigen Wesen.
– Sie haben einfach Angst, – sagte er. – Weil sie nicht wissen, wie du wirklich bist.
Eines Morgens war der Käfig leer. Er bekam Angst, durchsuchte das ganze Haus, aber die Schlange war fort – durchs Fenster, ins Gras, dorthin, wo ihr Platz war.
Noch am selben Tag sagte ein Nachbarsjunge, er habe sie am Brunnen gesehen. Das Gerücht verbreitete sich schnell in der Stadt: „Bei Mark zu Hause war eine Schlange! Eine giftige! Sie ist entkommen!“
Schon am nächsten Tag näherte sich niemand mehr ihrem Hof. Im Laden wurde getuschelt, die Nachbarn schlossen ihre Türen. Einer sagte, Mark sei ein Hexer, ein anderer – dass jetzt ein „Fluch“ auf ihrem Haus laste. Die Lehrerin rief ihn nicht mehr an die Tafel. Selbst die Mutter sprach leiser mit ihm, mit Sorge in den Augen.
Mark ging nicht mehr hinaus. Er saß am Fenster und beobachtete, wie sich der Abend über die Stadt senkte, wie ein fremder Schleier. Er wollte schreien, erklären, dass er nur ein Lebewesen gerettet hatte.
Aber er wusste – niemand hört Jungen zu, die sich mit Schlangen anfreunden.
Einen Monat später, in der Nacht, hörte er ein Rascheln an der Tür. Er trat hinaus – und erstarrte. Auf der Schwelle lag die Schlange. Genau die. Unversehrt, lebendig. Sie hatte sich zu einem Ring zusammengerollt, und daneben lag eine Ratte – frisch, wie ein Geschenk.
Er setzte sich neben sie, sagte leise:
– Danke.
Und am Morgen, als die Mutter hinauskam, war die Schlange schon weg. Doch auf der Schwelle war eine deutliche Spur geblieben, wie ein Zeichen – als hätte doch jemand verstanden, wer hier eigentlich wen gerettet hatte.
