Der Mittag war blendend hell.
Durch die gläsernen Kuppeln der U-Bahn fiel warmes Licht auf kalte Geländer, die Luft roch nach Metall, Gummi und morgendlichem Kaffee.
Die Menschen gingen, ohne einander anzusehen, jeder in seiner eigenen Welt, eilten hinab zu den Zügen.
Sie kam als Letzte hinein. In den Händen — eine Tasche, im Gesicht — Müdigkeit, unter dem Mantel — eine leise Rundung, kaum sichtbar, doch erkennbar für jene, die sehen können.
Der Wagen schwankte, die Türen schlossen sich, und der Zug setzte sich in Bewegung.
Alle saßen.
Jemand scrollte durch den Feed, jemand nickte im Rhythmus der Musik, jemand kaute.
Sie hielt sich an der Stange fest, schwankte leicht und versuchte, niemandem in die Augen zu sehen.
Ich stand daneben, etwas abseits, und sah, wie sie den Riemen der Tasche umklammerte.
Man sah es — die Beine schmerzten, der Atem wurde schneller.
Doch die Blicke der Menschen blieben an ihren Bildschirmen haften.
Sekunden vergingen.
Der Zug dröhnte, die Luft wurde dicht, schwer.
Und plötzlich — ein Quietschen, leise, kaum hörbar.
Die Räder eines Rollstuhls.
Ein Mann in einem alten Pullover beugte sich langsam vor, stützte sich auf die Knie.
Jemand schaute kurz hin, dann wieder weg.
Er versuchte aufzustehen.
Seine Hände zitterten, doch er hielt sich an der Stange fest, erhob sich — als kämpfe er gegen die Luft selbst.
— Setzen Sie sich, — sagte er leise, aber deutlich.
Sie war verwirrt, hielt sich die Hand vor den Mund, als wolle sie etwas sagen, doch die Worte blieben aus.
Einige Menschen hoben endlich die Augen — aber es war zu spät.
Er stand da, hielt sich unbeholfen, aber aufrecht am Griff.
Die Räder seines Stuhls bebten mit der Bewegung des Wagens.
Sie setzte sich auf seinen Platz, Tränen liefen über ihr Gesicht.
— Danke, — flüsterte sie.
Der Zug fuhr in den Tunnel, und das Licht verschwand.
Nur das Vibrieren der Schienen, das Rattern der Räder und dieses seltsame Gefühl blieben — als hätte die Zeit kurz angehalten.
Im Spiegelbild des Fensters sah ich, wie sie ihn ansah.
Nicht wie einen Behinderten, nicht mit Mitleid, sondern wie jemanden, der daran erinnert,
dass Menschlichkeit nichts mit Beinen zu tun hat.
Als sich die Türen öffneten, setzte er sich wieder in den Stuhl.
Einige Menschen standen plötzlich auf, um Platz zu machen.
Doch er lächelte nur und winkte ab:
— Es ist gut so.
Sonnenlicht flutete erneut den Wagen.
Die Luft schien klarer zu sein.
Und als sie an der nächsten Station ausstieg, wusste ich:
Dieser kurze Moment war mehr wert als hundert lange Gespräche über Güte.
