Als Ethan auf dem kleinen Antiquitätenmarkt jenen Teddybären sah, wusste er sofort – dieses Spielzeug war etwas Besonderes.
Weiches, vom Alter verblichenes Fell, eine leicht schiefe Nase, dunkle Glasaugen – in ihm war etwas Lebendiges, fast Menschliches.
Der Verkäufer sagte, der Bär sei über fünfzig Jahre alt und habe einst einem Mädchen aus Europa gehört, das während des Krieges seine Familie verloren hatte.
Seine Mutter versuchte, ihn davon abzuhalten:
„Er ist alt, staubig – wir kaufen dir etwas Neues.“
Aber Ethan hielt den Bären fest umklammert und flüsterte:
„Er ist traurig. Ich will, dass er wieder glücklich wird.“
Seitdem wich der Bär dem Jungen keine Sekunde von der Seite.
Ethan schlief mit ihm, trug ihn im Rucksack zur Schule und setzte ihn beim Essen neben seinen Teller.
Doch eines Nachts fiel der Bär vom Bett.
Als Ethan sich bückte, um ihn aufzuheben, hörte er ein leises metallisches Klingen – als hätte im Inneren etwas angeschlagen.
Die Neugier siegte.
Am nächsten Tag nahm der Junge eine kleine Schere und schnitt vorsichtig die Naht am Rücken des Bären auf.
Anstelle von Watte spürte er darin ein festes Bündel, eingewickelt in ein altes Tuch.
Als er es öffnete, fiel ein winziges silbernes Medaillon und ein vergilbter Zettel heraus.
Auf dem Zettel, in feiner Handschrift, standen nur wenige Zeilen:
„Wenn du das liest, dann hat mein Bär einen neuen Freund gefunden.
Beschütze ihn.
Und im Medaillon – da ist meine kostbarste Erinnerung.“
Ethan öffnete das Medaillon – darin war ein kleines Foto eines Mädchens mit Schleife im Haar und auf der Rückseite die Aufschrift: „Martha, 1942“.
Als seine Mutter den Fund dem Antiquar zeigte, schwieg dieser lange, dann sagte er leise,
dass solche Spielzeuge manchmal als Verstecke dienten – um Familienerbstücke während des Krieges zu bewahren.
Doch das, was der Junge nach achtzig Jahren zufällig entdeckt hatte, war mehr als ein Relikt –
es war ein Stück eines fremden Lebens, bewahrt im Gedächtnis eines Plüschtiers.
Seitdem sitzt der Bär wieder auf dem Regal – nun unter einer Glasglocke.
Und Ethan sagt, manchmal, nachts, scheint es ihm, als würde der Bär lächeln.
