Die Friseurin verdarb der Kundin die Haare

Marina konnte Veränderungen nicht ausstehen.
Seit zehn Jahren ging sie zur selben Friseurin und sagte immer dasselbe:

— Wie immer, bitte. Nur die Spitzen und die Farbe ein bisschen auffrischen.

Diesmal aber war ihre Friseurin im Urlaub, und die Rezeptionistin schlug eine neue vor — eine junge Frau namens Lana.
Widerwillig stimmte Marina zu.

Der Salon war laut, es roch nach Farbe und Kaffee. In den Spiegeln spiegelten sich fremde Gespräche, glänzende Föhne und ein Leben, das lauter wirkte, als ihr lieb war.

— Welche Farbe machen wir? — fragte Lana.
— Die gleiche wie immer, — antwortete Marina. — Aschblond. Keine Experimente.

Lana lächelte und nickte, doch während sie die Farbe mischte, sagte sie nachdenklich:
— Manchmal ist „wie immer“ nur Angst, oder?

Marina schnaubte.
— Ich habe keine Angst. Ich weiß einfach, was mir steht.

Eineinhalb Stunden vergingen.
Als Lana das Handtuch abnahm und ihr den Spiegel reichte, erstarrte Marina.
Das Haar war nicht aschig, sondern etwas wärmer — goldig, fast honigfarben.
Ein ganz anderer Ton.

— Das ist nicht meine Farbe! — rief sie.
— Sie steht Ihnen, — sagte Lana ruhig. — Sie haben sie nur noch nicht erkannt.

Marina blickte ihr Spiegelbild finster an.
Zu hell. Zu lebendig.
Nicht sie.

Sie zahlte und verabschiedete sich nicht einmal.
Draußen spielte der Wind mit den neuen Strähnen, und im Schaufenster schien sie jemand anders anzusehen — leichter, freier. Das machte sie verlegen.

Abends beim Essen sagte ihr Mann plötzlich:
— Irgendetwas ist anders an dir. Ich kann nicht sagen, was, aber du strahlst.

Und die Tochter fügte hinzu:
— Mama, das steht dir so gut! Du siehst jünger aus.

Marina wurde verlegen.
Sie ging zum Spiegel im Flur und sah genau hin.
Und zum ersten Mal seit Langem wollte sie lächeln.

Am nächsten Tag, als sie am Salon vorbeikam, sah sie Lana durch die Scheibe.
Diese bemerkte sie, winkte und fragte mit einer Geste: „Na, wie ist es?“

Marina nickte, lächelte und sagte, als sie die Tür öffnete:
— Trag mir diese Farbe in die Karte ein.
— Gefällt sie Ihnen? — lachte Lana.
— Nein, — antwortete Marina. — Ich habe mich darin endlich wiedererkannt.

Manchmal sind wir nicht mit der Farbe unzufrieden — sondern mit dem Spiegelbild, in dem wir uns lange nicht gesehen haben.
Und manchmal genügt ein kleiner Tonwechsel, um zu begreifen: Veränderungen färben besser als jede Farbe.

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