Jeden Morgen verließ Artyom um Punkt 7:45 das Haus.
Mit dem Rucksack auf dem Rücken, einem Butterbrot in der Hand — und stets an seiner Seite: sein Hund Barney.
Barney war groß, rötlich und ein wenig tollpatschig. Als Welpe war er vor einem Laden gefunden worden — schmutzig, mit verfilztem Fell.
Jetzt war er Teil der Familie: Er kannte den Tagesablauf aller, gab die Pfote nicht für Leckerlis, sondern weil er spürte, wenn jemand traurig war.
Aber am meisten liebte er Artyom.
Jeden Morgen begleitete er ihn bis zur Schule.
Nicht „bis zur Ecke“, sondern wirklich bis zum Tor — dort setzte er sich an den Zaun und wartete, bis der Junge hinter der Tür verschwunden war.
Dann ging Barney ruhig nach Hause — als wüsste er: „Meine Morgenarbeit ist getan.“
Die Lehrer hatten sich längst an ihn gewöhnt.
Kinder winkten ihm von der anderen Seite des Zauns, warfen ihm Kekse zu; er wedelte höflich mit dem Schwanz, wie ein alter Freund, und blieb an seinem Platz.
Die Erwachsenen lächelten, ohne weiter darüber nachzudenken.
So ging es fast ein Jahr lang — bis Artyom eines Tages krank wurde.
Fieber, Husten, die Mutter mit dem Thermometer, Tee mit Himbeeren.
— Heute bleibst du zu Hause, — sagte sie streng.
Barney lag am Bett, bewegte unruhig die Pfoten.
Als die Mutter in die Küche ging, stand er leise auf, streckte sich und schlüpfte durch die angelehnte Tür hinaus.
Er kam wie immer pünktlich zum Klingeln an die Schule.
Setzte sich ans Tor und wartete.
Kinder kamen vorbei, winkten ihm, manche wollten ihn streicheln.
Er bewegte sich nicht. Schaute nur in die Richtung, wo sonst sein Junge erschien.
Als alle drinnen waren, blieb Barney sitzen.
Fast den ganzen Tag.
Der Hausmeister erzählte später, dass der Hund nicht einmal zum Fressen weggegangen sei — nur einmal sei er zur Tür gegangen, habe geschnuppert und sich dann wieder hingelegt.
Und als die Sonne unterging, stand er auf, schüttelte das Fell und ging langsam nach Hause.
Die Tür stand einen Spalt offen.
Barney trat ein, ging die Treppe hinauf und legte sich neben Artyoms Bett.
Der Junge öffnete die Augen.
— Barney… wo warst du?
Der Hund legte seine Schnauze in die Hand des Jungen, seufzte schwer und rollte sich zu seinen Füßen zusammen.
Als die Mutter am Abend hereinkam, war sie überrascht:
Barney war schmutzig, müde, aber ruhig.
Artyom lächelte und flüsterte:
— Er ist trotzdem zur Schule gegangen. Um zu sehen, ob ich pünktlich bin.
Sie wollte etwas sagen, konnte aber nicht.
Sie setzte sich nur neben die beiden und streichelte sie — den Jungen und den Hund.
Seitdem, selbst als Artyom erwachsen wurde, ging Barney jeden Morgen wieder zur Tür, als erinnerte er sich an seine Gewohnheit.
Und wenn der Junge das Haus verließ — nicht mehr zur Schule, sondern zur Arbeit — setzte sich Barney wieder an die Schwelle, sah ihm nach und ging erst dann hinein.
Denn die Liebe eines Hundes hängt nicht von Alter, Zeitplan oder Entfernung ab.
Sie ist einfach da.
